Während wir uns derzeit um wärmende Kleidung und Schutz vor Regen bemühen, werden die Sommermonate schon bald wieder Hitze bringen.
Infolge des Klimawandels dürften sich die bereits heute spürbaren Hitzeperioden in den kommenden Jahren noch weiter ausdehnen. Nicht nur dem Landwirt und seinen Kulturen, auch dem Rindvieh macht die Hitze zu schaffen.
Lieber Kälte als Wärme
Am wohlsten fühlt sich eine Kuh bei Temperaturen zwischen 0 und 15 °C. Während der Toleranzbereich gegenüber tieferen Temperaturen relativ gross ist, sind sie relativ intolerant gegen Hitze.
Wie es in einem Merkblatt des Landwirtschaftlichen Zentrums Liebegg heisst, können die Tiere je nach relativer Luftfeuchtigkeit bereits ab 20 °C an Hitzestress leiden.
Neben der Temperatur spielt auch die Luftfeuchtigkeit eine Rolle, welche den Hitzestress verstärkt. Besonders Hochleistungskühe sind empfindlicher gegenüber Hitzestress, da sie durch ihre höhere Milchleistung entsprechend mehr Wärme produzieren.
Fruchtbarkeit beeinträchtigt
Neben dem Rückgang der Milchleistung durch den tieferen Futterverzehr beeinflusst Hitzestress auch die Fruchtbarkeit der Tiere. Die Hitze führe zu einer direkten Erwärmung der Gebärmutter, wodurch eine Zunahme von embryonalen Frühverlusten und Aborten beobachtet werden kann, wird in einem Artikel der Fachzeitschrift UFA-Revue erklärt.
Auch die verringerte Trockensubstanz-Aufnahme stehe in indirektem Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit. Die Kuh falle dadurch in eine negative Energiebilanz, wodurch der Hormonhaushalt beeinflusst werde. Durch die tiefere Östrogenkonzentration im Blut komme es zu einer verkürzten Dauer der Brunst sowie schlechter ausgeprägten Symptomen. Bis sich die Fruchtbarkeitslage der Herde nach einer längeren Hitzeperiode wieder normalisiert hat, dauert es laut UFA-Revue Wochen.
Mögliche Massnahmen
Mithilfe von Lüftungs- oder Kühlungssystemen im Stall kann dem Hitzestress entgegengewirkt werden. Das Landwirtschaftliche Zentrum Liebegg stellte dafür ein Merkblatt mit den verschiedenen Systemen zusammen.
Axialventilator: Saugt kalte Luft an und verteilt sie im Stall. Mit einem Neigungswinkel strömt die Luft direkt zur Kuh und sorgt für einen angemessenen Luftstrom rund um den Tierkörper. Wichtig beim Einbau: Idealerweise sollte kühle Nordluft angesaugt werden. Lüfter sollte sich über einem stark besuchten Teil des Stalls (Fressbereich, Liegeboxen) befinden.
Deckenventilator: Wälzt bestehende Stallluft um und saugt keine Frischluft an. Damit nicht nur warme Luft umgewälzt wird, ist eine isolierte Stalldecke von Vorteil. Für die maximale und gewünschte Leistung sind eine offene Bauweise und möglichst wenige störende Einrichtungen erforderlich. Im Vergleich zum Axialsystem tieferer Stromverbrauch und gleichmässigere Luftverteilung im Stall.
Schlauchbelüftung: Saugt Frischluft an und bläst sie in Richtung Tierkörper. Oft ideale Variante in älteren Ställen mit wenig Volumen. Ausmessen und Installation sind aufwendig. Idealerweise Ansaugen von kühler Nordluft und Anbringen der Schläuche über stark besuchten Teilen des Stalls wie Fressbereich und Liegeboxen.
Verneblungsanlage: Durch Hochdruck wird Wassernebel erzeugt. Verdunstung führt zur Abkühlung der Umgebungstemperatur. Zu beachten ist dabei der Anstieg der relativen Luftfeuchtigkeit. Die feuchte Luft muss zwingend aus dem Stall abgeführt werden (Ventilator, offene Bauweise), ansonsten besteht die Gefahr einer unkontrollierten Zunahme des Keimdrucks im Stall.
Berieselungsanlage: Grobe Wassertropfen sorgen für eine nasse Felloberfläche. Verdunstung auf dem Tierkörper führt zur Abkühlung. Um zu verhindern, dass Tiere allzu nass werden, System idealerweise mit einer Zeitschaltuhr koppeln.
Ab 10 Grad im Einsatz
Wie die Fachstelle Tierhaltung und Milchwirtschaft des Strickhofs in einem Bericht über ein optimiertes Stallklima im Sommer schreibt, sollten die Lüfter ab einer Temperatur von 10 °C dauerhaft eingeschaltet werden. Aufgrund der Lärmempfindlichkeit der Kühe sollte dabei auf ein geräuscharmes Lüftungssystem geachtet werden.